Deal im Kliniksektor: Vivecti übernimmt Einkaufssparte der Sana Kliniken

 

Im deutschen Krankenhausmarkt bahnt sich eine bedeutende Veränderung an: Die Sana Kliniken verkaufen ihre Einkaufstochter an die Ulmer Vivecti Group. Damit entsteht einer der größten Einkaufsverbünde im europäischen Gesundheitswesen.

 

Zusammenschluss von zwei Schwergewichten

Die Einkaufssparte von Sana (Sana Einkauf & Logistik GmbH) betreut derzeit mehr als 1.500 Einrichtungen in Deutschland und der Schweiz und bündelt ein Einkaufsvolumen von rund vier Milliarden Euro pro Jahr. Nach der Integration bei Vivecti wächst das gemeinsame Volumen auf über sieben Milliarden Euro. Damit positioniert sich die Gruppe als einer der führenden Akteure im europäischen Klinik-Einkauf.

 

Sana selbst bleibt beteiligt: Der Konzern erhält im Gegenzug einen Minderheitsanteil von 21 Prozent an Vivecti. Eigentümer von Vivecti ist der Finanzinvestor Nordic Capital.

 

Relevanz für Krankenhäuser und Lieferketten

Über den Sana-Einkaufsverbund werden eine breite Palette an Produkten beschafft - von Implantaten und Prothesen über Blutkonserven und Medikamente bis hin zu Verbrauchsmaterialien, Labortechnik und Großgeräten wie MRTs. Die neue Größe des Verbundes könnte helfen, Lieferketten zu stabilisieren und bessere Konditionen für Kliniken zu erzielen.

 

Sana-CEO Thomas Lemke betonte in diesem Zusammenhang, dass Einkaufsnetzwerke gerade in Krisenzeiten, wie zuletzt während der Corona-Pandemie, einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Besonders im Herbst, wenn regelmäßig Engpässe bei Arzneimitteln auftreten, können solche Strukturen wertvolle Daten liefern und Alternativen aufzeigen.

 

Chancen und Grenzen von Einkaufsverbünden

Experten sehen in großen Verbünden Vorteile durch effizientere Prozesse und eine Bündelung von Nachfrage. Allerdings können sie strukturelle Probleme wie weltweite Produktionsengpässe oder Lieferausfälle nicht lösen. Hier bleibt die Politik gefordert, zusätzliche Optionen zu schaffen.

 

Fokus auf Datenmanagement

Für Vivecti-CEO Benjamin Behar liegt ein weiterer Vorteil des Deals in der Datenqualität. Viele Kliniken arbeiten mit unvollständigen oder uneinheitlichen Stammdaten. Durch Standardisierung und Bereinigung könnten Krankenhäuser ihre Einkaufsprozesse verbessern und bei Engpässen schneller auf Alternativen zugreifen. Vivecti verwaltet nach eigenen Angaben bereits Millionen von Artikeldatensätzen und verarbeitet täglich tausende Produktänderungen.

 

Blick in die Zukunft

Die Integration von Sana Einkauf soll bis 2026 abgeschlossen sein. Zusammen werden Vivecti und Sana Einkauf rund 700 Mitarbeitende beschäftigen und über 6.000 Einrichtungen in Europa betreuen. Behar kündigte zudem an, dass er auch Expansionsmöglichkeiten in weiteren europäischen Ländern prüft.

 

Die Sana Kliniken gehören zu den größten privaten Krankenhausbetreibern in Deutschland und erzielten 2024 mit rund 41.500 Beschäftigten einen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro. Vivecti wiederum vereint bereits mehrere spezialisierte Unternehmen aus den Bereichen Einkauf, Beratung und Kostenmanagement unter einem Dach.

 

Für die Community „Zukunft Krankenhaus-Einkauf“ bedeutet dieser Deal: Der Wettbewerb unter Einkaufsverbünden in Europa verschärft sich weiter. Gleichzeitig wächst der Druck auf Kliniken, ihre Beschaffungsprozesse zu professionalisieren und Datenqualität konsequent zu verbessern.

 

Quelle: Handelsblatt - 18.09.2025